Pelletskonferenz Wels: Entwicklungen in Politik und Technik

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IHB MK
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Pelletskonferenz Wels 2018Am 28. Februar und 1. März 2018 fand in Wels, Österreich die Europäische Pelletskonferenz 2018 statt. Es kamen 600 Teilnehmer aus 66 Ländern. Der erste Tag war unter anderem geprägt durch Einschätzungen zur Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Biomasse als Energieträger, der zweite Tag durch Berichte zu konkreten Marktentwicklungen für Pellets weltweit. Hier der Bericht vom ersten Tag.

Biomasse wird Erneuerbare Wärme weiter dominieren

Dr. Ute CollierDr. Ute Collier von der Internationalen Energieagentur (IEA) gab eine Einschätzung zur Entwicklung der energetischen Biomassenutzung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Demnach wird 2060 die Biomasse 17% eines nachhaltigen Energiemixes ausmachen, wenn die 2°C-Marke bei der Klimaerwärmung nicht überschritten werden soll. Bei einem Szenario von weniger als 2°C Temperaturanstieg werde der Anteil der Bioenergie eher bei 22% liegen. Am höchsten liegt der Anteil erneuerbarer Energie in der EU im Elektrizitätssektor (2017: 31%; 2022: 38%), gefolgt vom Wärmemarkt (2017: 19%; 2022: 22%). Am schwierigsten sei die Dekarbonisierung des Straßentransportwesens (2017: 11%; 2022: 13%), so Collier. Dort werde der Anteil Bioenergie mit rund 95% kurzfristig, bis 2022 allerdings der größte unter den erneuerbaren Energien sein, gefolgt von der Wärme mit knapp 80%. Bei der Elektrizität sind es nur 20%. Vorreiter ist Schweden, erklärte Collier. Dort hat sich seit 1990 der Energiemix von hauptsächlich fossil zu hauptsächlich erneuerbar verschoben, mit einem überwiegenden Anteil Biomasse.

EU Energiepolitik: Neue Fördergrenzen

Nathalie HemeleersNathalie Hemeleers vom europäischen Biomasseverband AEBIOM stellte aktuelle Entwicklungen im Rahmenprogramm 2020-2030 der EU Luftreinhaltepolitik vor. Im Entwurf der neuen Erneuerbaren Energie Richtlinie der EU sollen demnach laut Vorschlag der Kommission ab 2021 nur noch Anlagen gefördert werden, die relativ zu fossilen Energieträgern mindestens 80% und ab 2026 mindestens 85% Treibhausgase einsparen. Die Vorschläge von Europaparlament und Europarat sind mit 70%/80%, bzw. 70%/75% etwas geringer. Hier ist in Verhandlungen noch der tatsächlich gültige Richtwert zu finden. Betroffen sind Anlagen ab 20 MW Leistung. In den nationalen Umsetzungen sind auch geringere Leistungen möglich. Unklar ist auch noch, ob künftig nur noch effiziente Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen gefördert werden oder auch Co-Firing Anlagen. Weitere Baustellen sind ein Zielkorridor des Zubaus von Anlagen zur Erzeugung von Wärme aus Erneuerbarer Energie. Hier stehen 1-2% jährlich in der Diskussion. Auch ein Mindestanteil von Neubauten mit Heizungs/Kühlungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien wird diskutiert. Der Primärenergiefaktor, also das Verhältnis zwischen Primärenergie und resultierender Energie, soll im Sinne einer steigenden Energieeffizienz überarbeitet werden.

„Let’s make pellets cool again!“

Maura AdamsMaura Adams vom North Eastern Forest Center im US-Bundesstaat Maine stellte die Pellets-Marketingkampagne “„Let’s make pellets cool again!“ vor. Der Nordosten der USA mit den Staaten New York, Vermont, New Hampshire, Massachusetts und Maine ist eine relative kalte und waldreiche Gegend. Es gibt dort schon zahlreiche Pelletwerke und eine große Brennholztradition. Dennoch sind Pellets in der Region kaum bekannt. Gründe sind billiges Öl und die relativ hohe Investition in eine Pelletheizung, aber auch Vorbehalte gegen die Holznutzung. Man befürchtet die Abholzung der Wälder und zweifelt an der Klimafreundlichkeit der Pelletheizungen. Mit der Kampagne „Automated Wood Heat“, einer Kooperation zwischen Firmen und staatlichen Stellen sollen den Menschen Pellets als lokale und klimaneutrale Energiequelle nahegebracht werden.

Additiv spart Energie in der Pelletproduktion

Dr. Javier GilDr. Javier Gil vom spanischen Nationalen Zentrum für Erneuerbare Energien (CENER) stellte ein Additiv für die Pelletproduktion vor. In Versuchen hat CENER demnach herausgefunden, dass dieses additiv, das er nicht näher beschrieb, den Energiebedarf von Pelletherstellern senkt und gleichzeitig die mechanische Haltbarkeit der Pellets erhöht. Ohne Additiv wurden in den Versuchen durchschnittlich 8,5 kg Pellets pro kWh produziert. Mit Additiv waren es 11,9 kg. Die Produktivität stieg laut Gil um 25-55%. Das entspreche einer Kostensenkung von 2-5€ pro Tonne Pellets, abhängig von den Stromkosten. Gleichzeitig stieg die Haltbarkeit der Pellets leicht von 97,6% auf 98,1%.

Holzverbrennung als Stickstoffsenke (?)

Christoph SchmidlEine gewagte These stellte Christoph Schmidl von der österreichischen Bioenergy 2020+ GmbH zum Schluss des ersten Tages der Pelletskonferenz auf. Er sagte, im Gegensatz zum Verbrennungsmotor, insbesondere Diesel, in dem harmloser Luftstickstoff (N2) in schädlichen reaktiven Stickstoff (v.a. NOx) umgewandelt wird, geschehe bei der Verbrennung von Biomasse das Gegenteil: 100% reaktiver Stickstoff wandle sich zu mindestens 50% in Luftstickstoff um. Deshalb sei die Verbrennung von Biomasse als NOx-Senke zu sehen. Das stimmt rechnerisch. Schmidl hat nur geflissentlich übersehen, dass der reaktive Stickstoff vor der Verbrennung im Brennstoff gebunden ist, sich danach aber zu rund 50% (der Teil, der NICHT in Luftstickstoff umgewandelt wurde) in der Atmosphäre befindet.

Weitere Themen

In weiteren Vorträgen wurde der Endenergieverbrauch in der EU analysiert und neue Brennstoffe und Heiztechniken vorgestellt, so z.B. Miscanthus-Gras und entsprechende Brenner dafür. Hier muss in niedrigeren Temperaturbereichen als mit Holz gearbeitet werden, da sonst Verschlackung und Ascheschmelze drohen. Der Installateur wurde als Kernelement in der Kundenkommunikation und als der entscheidende Faktor für Verkaufs-Erfolg oder Misserfolg ausgemacht. Hinsichtlich der Branchenkommunikation hieß die Erkenntnis „Perception is Reality“, also die Wahrnehmung der Menschen ist ihre Realität. Jede negative Kommunikation in Bezug auf Pellets und Biomasse hat dementsprechende Auswirkungen. Beim unvermeidlichen Thema Digitalisierung lautet die Empfehlung, lieber selbst sein analoges Geschäft durch digitale Kanäle zu kannibalisieren, bevor andere es tun.

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